
WIE ALLES BEGANN...

Marie Schlapbach, Gründerin von UN AVENIR,
mit einer ihrer Nichten
Alles begann mit Maries Wunsch, etwas für die Kinder im Dorf zu tun. Ihnen sollte eine bessere Zukunft ermöglicht werden: Geld soll nicht das Hindernis sein, um jemand im Leben zu werden. Viele Kinder können nicht zur Schule wegen dem mangelnden Geld. Viele Kinder hören nach ein paar Jahren auf mit der Schule, aus demselben Grund.
Aber was ist später?
Hier setzt die Vereinigung «UN AVENIR» an: Es soll eine Zukunft geben ̶ eine Wahl für die Jugend-lichen und jungen Erwachsenen in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste).
So fasste Marie den Entschluss, den Kindern aus Bouhitafla und Umgebung die Möglichkeit zu bieten, einen Beruf zu erlernen. Coiffure und Couture (das Schneiderhandwerk) waren für sie die idealen Berufssparten; gute Schneider und Coiffeure sind immer gefragte Leute, sagte sie sich.
Im Oktober 2018 bittet Marie den Dorf-Chef von Bouhitafla um einen guten Platz für ihr Projekt.
Wir erhalten ein Grundstück in der Nähe der Hauptstraße. Leider liegt auf dem Bauplatz viel Müll und eine große Maschine muss gemietet werden, um das Grundstück zu säubern. Der Bau beginnt im Frühjahr 2018.
Für das geplante Ausbildungszentrum benötigen wir Platz für zwei Werkstätten im selben Gebäude, einen zusätzlichen Raum pro Werkstatt und eine überdachte Terrasse, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt. Was klein beginnt, nimmt plötzlich größere Dimensionen an. Das Ergebnis ist ein Gebäude mit einer Länge von 20 und einer Breite von 7 Metern. Es braucht externe Toiletten und ausserdem einen Wasser- und Stromanschluss.
Bisher hat Marie alles alleine finanziert, all ihre Ersparnisse aufgebraucht und in ihr Projekt investiert.
Leider reicht das Geld nicht für die Solaranlage die sie gerne installiert hätte, da Strom in der Elfenbeinküste sehr teuer ist. Sie ist gezwungen, das Ausbildungszentrum an das öffentliche Stromnetz anzuschließen.
Viele Hindernisse stellen sich ihr in den Weg, unter anderem die Verhandlungen mit dem Besitzer eines abbruchreifen Gebäudes, welches sich auf dem ihr zur Verfügung gestellten Grundstück befand oder die Löcher im gelieferten Wellblech, welche erst nach dem Decken des Daches bemerkt wurden, usw.

Die Grundmauern des Gebäudes

Das Gebäude nimmt langsam Form an
Doch Marie gibt nicht auf. In der Schweiz gründet sie zusammen mit Freunden den Verein «Les amis du centre d'apprentissage de couture et de coiffure de Bouhitafla» und in ihrem Coiffeursalon sammelt sie Spenden für ihr Projekt. Die Leute sind bereit ihr zu helfen, fasziniert über ihre Initiative. Nur wenige fragen sie manchmal, was denn ihr Profit bei dem ganzen sei? «Mein Profit» antwortet sie jeweils: «Ist, dass die Kinder in meinem Dorf eine bessere Zukunft vor sich haben ̶ Dank dem Ausbildungszentrum...das reicht mir völlig»!
Im Laufe des Jahres 2019 werden verschiedenste Güter gesammelt und in Container verfrachtet: Elektrische Nähmaschinen, Coiffeursessel, Tische und Regale, Föhne, Bügeleisen, usw.
Die Vereinigung «UN AVENIR» mit Sitz an der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) wird gegründet.
Im Oktober 2019 reisen wir mit den Kindern an die Elfenbeinküste für die Eröffnung des Zentrums.
In Abidjan werden die letzten grossen Einkäufe getätigt: Zehn Tretnähmaschinen, Stoff und Arbeitsmaterialien. Die Güter werden in das rund 600 km weiter nördlich gelegene Bouhitafla transportiert, die Carfahrt dauert über zehn Stunden. Vieles wird noch erledigt vor der Einweihungsfeier am 12. Oktober 2019, bei welcher sozusagen die ganze Familie anwesend ist. Obschon es zu Beginn stark regnet, herrscht eine feierliche Stimmung. Ausserdem wird die Institution an diesem bedeutungsvollen Tag der Einweihung vom Landrat (sous-préfet), vom Abgesandten der Handwerkskammer (la Chambre Nationale de Métiers de Côte d'Ivoire) und weiteren eingeladenen Prominenten mit feierlichen Reden geehrt und Maries Einsatz für ihr Dorf gelobt.
Die Eröffnungsfeier hatte viele Menschen angezogen, nicht zuletzt wegen der Musik und der guten Verpflegung. Aber für Marie ist es ein grosser Tag.
In einer kurzen Rede, teils auf Französisch, teils in Guro (ihrer Muttersprache), erklärt sie ihre Beweggründe: «Ich hatte das Glück einen Beruf erlernen zu dürfen und dies hat mir die Freiheit verliehen, mein Leben zu meistern. Ich will, dass meinen Brüdern und Schwestern in meinem Dorf dieselbe Möglichkeit zur Verfügung steht; darum habe ich dieses Ausbildungszentrum erschaffen».
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Kurz vor der Eröffnung, letzte Umgebungsarbeiten ̶ alle helfen mit
Die Eröffnungsfeier des Zentrums im Oktober 2019: Ein grosser Anlass im kleinen Dorf Bouhitafla